Ohne sie läuft nichts: Die Menschen hinter unserer Wasserversorgung

Bayernweit bestehen mehr als 2.100 Wasserversorgungsunternehmen. Davon sind über 800 Kleinstversorger, die weniger als 100.000 m³ Trinkwasser pro Jahr an Endverbraucher abgeben.

Die dezentrale, kleinteilige Versorgungsstruktur, mit einem Anschlussgrad von 99,4 % der Bevölkerung an die öffentliche Trinkwasserversorgung hat sich bewährt und sollte daher erhalten werden.

Das setzt voraus, dass den Wasserversorgungsunternehmen ausreichend und qualifiziertes Personal zur Verfügung steht.

Die Anforderungen an die Qualifizierung ergeben sich aus dem DVGW-Arbeitsblatt W 1000. Auch die bayerische Eigenüberwachungsverordnung (EÜV) enthält Vorgaben über die Qualifikation des Personals. Die Betreiber von Wasserversorgungsanlagen, die dem Geltungsbereich der EÜV unterliegen, haben daher Personal in ausreichender Zahl und Qualifikation zu beschäftigen.

Für Kleinstversorger bedeutet die Personalfindung einen Kraftakt, der sich durch den baldigen Renteneintritt der Generation „Ü 55“ noch verschärfen wird.

Zudem ist das Berufsbild des Wasserversorgers in der breiten Öffentlichkeit nur wenig bekannt.

Im Jahr 1984 wurde der staatlich anerkannte Ausbildungsberuf „Ver- und Entsorger/-in“ als erster technischer Beruf im Bereich Umweltschutz eingeführt, der die Fachrichtungen Wasserversorgung, Abwasser und Abfall umfasste.

Dieser wurde im Jahr 2002 durch vier neue umwelttechnische Berufe ersetzt. Von da an wurde die Ausbildung zur „Fachkraft für Wasserversorgungstechnik“ speziell auf den Trinkwasserbereich zugeschnitten.

Um neue Herausforderungen in der Wasserwirtschaft wie den Klimawandel, den Fachkräftemangel und die Digitalisierung künftig meistern zu können, bedarf es nun einer weiteren Neuordnung, deren Umsetzung seit 2022 erarbeitet wird.

Um die Aufmerksamkeit potenzieller Interessentinnen und Interessenten zu wecken wurde auch die Berufsbezeichnung überarbeitet. Fortan werden „Umwelttechnologin und -technologe für Wasserversorgung“ mit Schwerpunkt auf der Anpassung an eine digitale Arbeitswelt ausgebildet.

Neben der regulären 3-jährigen Ausbildung für Schulabgänger, besteht die Möglichkeit als Quereinsteiger nach einem optionalen 13-wöchigen Vorbereitungslehrgang ebenfalls den Berufsabschluss zu erreichen. Die zuständige Stelle für die Organisation der Lehrgänge, sowie der Abschlussprüfung ist die Bayerische Verwaltungsschule (BVS).

Eine Weiterqualifikation zum geprüften Wassermeister kann ebenfalls über die BVS erlangt werden. Weitere Möglichkeiten bietet der DVGW, sowie ein privater Anbieter in Ostbayern.

Neben den Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen sprechen weitere Aspekte für eine Tätigkeit in der Wasserwirtschaft.

Bereits als Fachkraft besteht die Möglichkeit eigenverantwortlich zu arbeiten und als technische Führungskraft eine Wasserversorgungsanlage mit Wassergewinnung, -aufbereitung und -verteilung in einer Gemeinde bis 5.000 Einwohner zu leiten.

Größere Wasserversorgungsanlagen zur Versorgung von bis zu 30.000 Einwohner fallen in den Zuständigkeitsbereich. einer Wassermeisterin bzw.  eines Wassermeisters.

Doch was zeichnet Wassermeister/innen neben der Verantwortung für die Trinkwasserversorgung sonst aus?

  • Technische Expertise und fundierte Kenntnisse zum Bedienen und Warten technischer Anlagen und Systeme
  • Führungskompetenz zum Leiten von Teams und Mitarbeitern sowie ausbilden und einarbeiten von Fachkräften
  • Organisationstalent zum Planen und Koordinieren von Arbeitsabläufen, sowie organisieren des Bereitschaftsdienstes und überwachen der Kostenentwicklung
  • Problemorientierte Denkweise zum schnellen und effektiven eingreifen in Notfällen wie Rohrbrüchen und Störungen
  • Umweltbewusstsein um auf den verantwortungsvollen Umgang mit Wasserressourcen zu achten und somit zur Nachhaltigkeit der Wasserversorgung beizutragen

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Wassermeister*innen Fach- und Führungskräfte sind, die für die Trinkwasserversorgung eine entscheidende Rolle spielen und sowohl technische Kompetenz als auch Führungs- und Organisationsfähigkeiten besitzen.

Auch ich selbst habe als Quereinsteigerin den Beruf Fachkraft für Wasserversorgungstechnik erlangt und viele Jahre in meiner Heimatgemeinde eine Wasserversorgungsanlage betrieben. Durch die flexiblen Arbeitsbedingungen konnte ich Familie und Beruf gut miteinander vereinbaren. Durch meine Weiterbildung zur geprüften Wassermeisterin und jetzigen Tätigkeit in einem Planungsbüro für Kommunen und Ver- und Entsorgungsunternehmen schaffe ich Grundlagen, die für weitere Planungen unverzichtbar sind. Meine Erfahrungen aus der Praxis kann ich dabei gut einbringen.

Fazit

Die Wasserversorgung in Bayern ist essenziell und durch eine dezentrale Struktur gut aufgestellt. Um Herausforderungen wie Fachkräftemangel und Digitalisierung zu meistern, werden moderne Ausbildungswege und Förderprogramme vorangetrieben. Qualifizierte Fachkräfte mit technischer Expertise und Umweltbewusstsein sichern eine nachhaltige und zukunftsfähige Trinkwasserversorgung.

Über unsere

Autorin

Wassermeisterin bei der PfK Ansbach GmbH

Über 15 Jahre Erfahrung in der Wasserversorgung, Dozentin in der beruflichen Bildung

Ihr Steckenpferd: Rohrnetzberechnungen - da sie selbst jahrelang ein Netz in ihrer Heimatgemeinde betrieben hat, kann sie ihre praktischen Erfahrungen in ihre Projekte einfließen lassen.

Tina Schwertfellner
Tel. +49 (0) 981-97033-0
Mail ansbach@ib-pfk.de

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